Verkauf der FTO Horb an polnische Pekabex-Gruppe (2024)

Das neue Firmengebäude von Lifocolor in Seubelsdorf, das Kaufmarkt-Gebäude in Lichtenfels sowie die Tribünen und Treppen der Allianz-Arena in München haben eines gemeinsam: Sie sind mit Betonfertigteilen des Fertigteilwerks Obermain (FTO) aus Horb errichtet worden. Im Umkreis von rund 300 Kilometern ist die Firma FTO der Platzhirsch bei der Produktion von Spannbetonfertigteilen und Stahlbetonfertigteilen. Zum Jahresbeginn wurde FTO von der polnischen Pekabex SA aus Posen übernommen. Jetzt stehen die Zeichen auf Investitionen.

„Der Verkauf ist das beste, was uns passieren konnte“, sagt Geschäftsführer Detlef Dressel. Seit 20 Jahren ist er Chef bei FTO. Die Zusammenarbeit mit den neuen Eigentümern beschreibt er als „Win-win-Situation.“ FTO habe in der Region als Spezialist für Fertigteilkonstruktionen ein Alleinstellungsmerkmal, doch um sich weiterzuentwickeln, müsse die Firma investieren. Diese Chance biete das polnische Mutterunternehmen, das selbst fünf Fertigteilwerke betreibt, der deutschen Tochter. So verbleibe der Gewinn aus dem vergangenen Jahr im Betrieb und Pekabex lege nochmal einiges drauf, um FTO fit für die Zukunft zu machen.

Vorgesehen sind Investitionen von rund fünf Millionen Euro. Wichtigstes Ziel ist der Bau einer Bekranung für den Lagerplatz, da der bisher genutzte Hochkran an Kapazitätsgrenzen stößt. Außerdem sei der Bau einer weiteren Halle angedacht, um die Lagerkapazitäten zu erhöhen. Das solle auf dem eigenen Gelände erfolgen, so dass die Anwohner nicht zusätzlich belastet werden.

Bereits in den vergangenen Jahren hat die Firma FTO mit Augenmaß schrittweise investiert, die Dächer der Hallen saniert, Lärmschutzwände im Inneren installiert und neue Kräne angeschafft. „Das haben wir komplett aus eigener Kraft gestemmt“, betont Dressel. Nun biete ein Generationswechsels bei den bisherigen Gesellschaftern, den Bauunternehmen Göhl aus Mainroth und Mühlherr aus Sonnefeld, die Chance, mit dem Verkauf zu wachsen. Denn bei den bisherigen Eignern, die die FTO 2011 aus der Insolvenzmasse der Weismainer Baufirma Dechant übernahmen, war der Fertigteilspezialist nur Teil eines größeren Firmengeflechts.

Pekabex will auf den deutschen Markt expandieren

Die Pekabex-Gruppe, die bereits fünf Werke in Polen betreibt, habe ein ähnliches Produktionsprofil wie FTO und stelle ebenfalls Stahl- und Spannbetonteile her. Der Kauf biete der polnischen Mutterfirma die Chance, auf den deutschen Markt zu expandieren. „Wir arbeiten auf Augenhöhe in zwei Ländern und bekommen so optimale Entwicklungsmöglichkeiten“, betont Dressel.

Überzeugt habe die neuen Eigentümer nicht nur die Qualität der Betonfertigteile aus Horb, sondern auch das solide wirtschaftliche Fundament des Unternehmens. „Seit zehn Jahren bestätigen uns die Prüfer von Creditreform, dass wir gut wirtschaften“, betont Dressel. Hatte FTO im Jahr 2019 noch einen Umsatz von 20,6 Millionen Euro erwirtschaftet, sorgte die Corona-Pandemie im vergangenen Jahr für einen leichten Rückgang auf rund 19 Millionen Euro. Ausgerechnet die Spezialisierung auf Industriebauten, die das Unternehmen in guten Zeiten so stark macht, erwies sich in der Krise als Hemmschuh, weil viele mittelständische Kunden Investitionen verschoben. Dafür dürfte das Geschäft in den nächsten Jahren wieder anziehen, ist der Geschäftsführer überzeugt.

Fertigteile mit bis zu 50 Tonnen Gewicht und 45 Metern Länge

„Um 100 Aufträge zu bekommen, machen wir rund 600 Angebote“, berichtet er. Und der Aufwand sei für kleine Betonfertigteile bis zu fünf Tonnen, die wenig Umsatz bringen, oft genauso groß wie für Werkstücke mit 50 Tonnen Gewicht. Die größten Teile – etwa Träger für Produktionshallen – können schon mal eine Länge von 45 Metern erreichen. Grenzen setzen der Produktion nur die Abmessungen der Fertigungshallen und die Transportbeschränkungen. Eine wachsende Rolle in der Kalkulation spielen allerdings auch die Transportkosten, die wegen der steigenden Dieselpreise und Maukosten Lieferungen über 300 Kilometer Entfernung wenig lukrativ machen.

Von eigenen Entwürfen bis zur Produktion für Generalunternehmer

Das Kapital der Firma FTO sei die Qualität in der Produktion und Abwicklung, betont Detlef Dressel. „Ich kann und will nicht der günstigste Anbieter sein, entscheidend sind Qualität und Auftragstreue.“ Das Fertigteilwerk biete den kompletten Service im Bereich des konstruktiven Fertigteilbaus – sowohl für Bauherren als auch für Architekten oder Generalunternehmer. Mit einem eigenen Planungsbüro werden auch Aufträge der Kunden vom ersten Entwurf bis zur Montage erfüllt. Dank der neuen Konzernmutter sieht der Geschäftsführer gute Aussichten, 20 neue Arbeitsplätze, zusätzlich zu den 120 bestehenden, zu schaffen.

Das Problem sei es eher, geeignete Leute zu finden. „Es hat sich noch nicht so richtig herumgesprochen, dass man im Fertigteilbau im Gegensatz zur übrigen Baubranche feste Arbeitszeiten und einen trockenen Arbeitsplatz hat und nicht ständig auf Montage unterwegs ist“, vermutet Dressel. Außerdem sei die Bandbreite der Berufe vom Facharbeiter für Betonfertigteile über Elektriker bis zum Schreiner und Statiker sehr groß. Auch Ausbildungsplätze und Fortbildung bietet die FTO. Damit setze man auf die Entwicklung eigener kompetenter Mitarbeiter, betont Dressel.

Weniger Co2, Strom aus Wasserkraft und Materialien aus der Region

Hatte Beton lange Zeit das Image des Klima-Killers, so setze die Branche schon seit Jahren auf umweltfreundlicheren Zement mit geringerem Klinkeranteil, bei dessen Produktion weniger CO2 freigesetzt werde, erklärt der Geschäftsfüher. Das Klima und die Region profitierten auch von der Nutzung vorwiegend heimischer Materialien: Strom aus Wasserkraft von den Stadtwerken Bamberg, Sand vom Kieswerk Schramm in Trieb, Schotter von der Debus Naturstein GmbH in Klosterlangheim oder Hartstein von den Hartsteinwerken Schicker in Bad Berneck.

Wenn die Pandemie es erlaubt, will Dressel heuer im Sommer das Fertigteilwerk bei einem Tag der offenen Tür Interessierten vorstellen. Anlass ist das 20-jährige Bestehen.