Pekabex und die Kunst der Fertigteilbauweise - Betonwerk Fertigteil-Technik (2024)

Allein die Zahlen sprechen für sich: Der nach eigener Angabe führende polnische Betonfertigteilhersteller ist seit drei Jahren an der Warschauer Börse notiert, betreibt vier Werke an strategisch wichtigen Standorten, benötigt lediglich fünf bis sechs Monate Planungszeitraum für seine Bauvorhaben und hat 45 Jahre Branchenerfahrung. Die momentan 1.940 Mitarbeiter der gesamten Pekabex Capital Group erwirtschafteten in 2017 einen Nettogewinn von ca. 25,8 Mio. polnischen Złoty (PLN; entspricht knapp 6 Mio. Euro oder 7 Mio. US-Dollar). Allein nach Schweden gingen zum Beispiel bisher 2.500 Transporte auf die Reise und erbrachten einen Umsatz von 192 Mio. PLN (nur Wohnungssektor; entspricht 44 Mio. Euro oder 51 Mio. US-Dollar).

Auf die einzelnen Werke heruntergebrochen betragen die derzeitigen Jahres-Produktionskapazitäten am Stammsitz Poznań (Posen) und im Werk Warszawa (Warschau) jeweils etwa 50.000 m³ Wand- und Strukturelemente sowie 200.000 m² Deckenplatten. In Gdańsk (Danzig) sind dies 35.000 m³ Wand- und Strukturelemente sowie 120.000 m² Deckenplatten und in Bielsko-Biała 18.000 m³ Wand- und Strukturelemente sowie 35.000 m² Deckenplatten.

Besonders stolz ist Christophe Carion, Vorsitzender von Pekabex Centrum Nowoczesnej Prefabrykacji Sp. z o.o. und verantwortlich für Produktion und Investitionen, auf die Entwicklung der letzten Jahre: „Betrug unsere Produktion 2011 noch 41.000 m³ Beton bei einem Umsatz von 158 Mio. PLN, so waren dies 2017 bereits 174.000 m³ bei 623,3 Mio. PLN, also eine beachtliche Steigerung.“

Starke Entwicklung seit Firmengründung 1972

Der Startschuss erfolgte bereits im Jahre 1972 mit der Gründung von Pekabex in Poznań; ab 2008 begann die schrittweise Modernisierung. In den Jahren 2012 in Bielsko-Biała, 2015 in Gdańsk und 2016 in Warszawa wurden die drei anderen Werke übernommen und integriert.

Dank der mehr als 45-jährigen Erfahrung und der starken personellen Aufstellung hat sich Pekabex zum Marktführer entwickelt und ist seit zwei Jahren an der Warschauer Börse notiert. 140 Ingenieurearbeiten in fünf internen und externen Planungsbüros an der Produkt- und Projektentwicklung nach neuesten europäischen Standards. Darüber hinaus wurde eine firmeneigene Berufsschule zur Nachwuchsgewinnung ins Leben gerufen, in der momentan 60 Lehrlinge ausgebildet werden. Neben dem Produktionspersonal in den Fertigteilwerken sind 15 Montagetrupps unterwegs – jeweils bestehend aus fünf Mitarbeitern, einem Bauleiter und einem Polier –, darunter allein sieben Teams in Schweden für die dortige Nonstop-Gebäudeerrichtung. Jedes Team schafft im Durchschnitt eine Montageleistung von täglich 16 Stützen bzw. 25 Hohlkörperdeckenplatten; die Arbeit erfolgt direkt aus den Fahrzeugen heraus und auch in den Wintermonaten.

„Pekabex setzt auf die Kunst der Fertigteilbauweise“, sagt CEO Przemysław Borek. „Was noch nicht für unsere Mitmenschen gebaut wurde, inspiriert uns zur Arbeit, da wir selbst auch ein Teil dieser Gesellschaft sind. Aus diesem Grund nehmen wir auf jeder Etappe vor allem Erwartungen, Sicherheit und Komfort von Endbenutzern unserer Werke wahr, also der Menschen. Und der Einsatz lohnt sich.”

Moderne Produktionstechnik

Die Angebotspalette von Pekabex ist vielseitig und umfasst unter anderem Stahlbeton- und Spannbetonfertigteile für den Industrie-, Verwaltungs- und Gewerbebau, Betonelemente für den Brücken-, Tunnel- und Sportstättenbau sowie Decken und Wände für den Wohnungsbau. Dabei beliefert das Unternehmen neben dem heimischen Markt vor allem Skandinavien und mittlerweile auch Deutschland. Dienstleistungen wie Projektplanung, Transport, Montage und seit neuestem auch schlüsselfertiges Bauen ergänzen das Portfolio.

Für die eigentliche Fertigteilherstellung kommt modernste Technik zum Einsatz. Im Stammwerk Poznań stehen allein für die Deckenfertigung sechs Produktionslinien à 120 m zur Verfügung; die Erweiterung auf maximal acht Linien ist möglich. Mit den Gleitfertigern werden Spannbeton-Hohlkörperdecken in Stärken von 150 bis 500mm produziert. „Bei gutem Wetter können wir bis zu drei Betonagen täglich durchführen“, erläutert Carion. „Wir führen fast ausschließlich Auftragsproduktionen durch, daher werden die Produkte zumeist direkt auf die Baustelle und gar nicht erst zum Lagerplatz geliefert. Beispielsweise geht unsere komplette Wandproduktion mittels kombiniertem Lkw- und Schiffstransport nach Schweden.“

Von der Construx-Batterieschalung über den Schnell-MobiPocket-Schneideautomat, den Progress-Bügelbiegeautomat und die Paul-Spanneinrichtung bis hin zum Sika-Trennmittel Separol N, um nur einige Beispiele zu nennen, werden modernste Anlagen und Zuliefererprodukte eingesetzt.

Breite Angebotspalette für vielfältige Anwendungen

Nicht minder vielfältig sind die Anwendungsbereiche der Pekabex-Produkte und die bereits gebauten Referenzen. Das Leuchtturmprojekt schlechthin ist neben dem Nationalstadion Warschau und dem Städtischen Stadion Poznań das Olivia Business Center in Gdańsk, der mit 180m höchste Wolkenkratzer Nordpolens. Olivia Six ist das größte Bürogebäude und verfügt über drei unterirdische sowie 15 oberirdische Geschosse. Mithilfe der Vorfertigung konnte jedes einzelne Stockwerk (Betonwände und -decken, ohne Innenausbau) innerhalb von nur acht Tagen fertiggestellt werden.

Die von Pekabex gelieferte Betonfertigteilkonstruktion für den Hauptbahnhof Poznań wurde in Nachtmontage errichtet. Das erdbebensicher und hochkorrosionsbeständig gebaute LNG-Erdgas-Terminal in der Hafenstadt Świnoujście (Swinemünde) ist das größte seiner Art im östlichen Zentraleuropa. Aus einer Vielzahl von Wohn- und Bürogebäuden ragen die Wohnkomplexe Badstugan und Branddorren in der schwedischen Hauptstadt Stockholm sowie Kvarnerbyen in der norwegischen Metropole Oslo heraus. Ebenfalls zu den außergewöhnlichen Pekabex-Objekten zählen das Volkswagen-Werk in Wrzesnia und der Tunnel unter der Martwą Wisła in Gdańsk. Soeben fertiggestellt wurde der neue Produktionsstandort der polnischen Münzprägeanstalt, eine 7.800m² große Halle im Warschauer Stadtteil Białołęka. Im Bau befinden sich zurzeit zwei Werksgebäude für LG Chem nahe Wrocław – der größte Auftrag der bisherigen Firmengeschichte.

Die Teilnehmer der bbf-Studienreise Beton aus Deutschland und der Schweiz zeigten sich von dieser starken Performance beeindruckt. Neben dem Pekabex-Werk in Poznań besichtigten sie auch die Techmatik-Produktionsstätte in Radom, die Betonwarenfabrikation von Jadar in Grójec, das Fabet-Werk in Kielce und die neue Rekers-Werkhalle in Olszowa (siehe auch BFT 07/2018 S. 10-11).

„Das zeigt, was auf der gesamten Studienreise deutlich wurde: Das Bauen spielt in Polen seit jeher eine wichtige Rolle. Da verwundert es nicht, dass die Vorfertigung als moderne Bauweise hier auf dem Vormarsch ist“, so das Fazit von bbf-Präsident Uwe Sommer. „Als besonders positiv empfanden wir die freundliche Aufnahme und die offene Art der Kollegen in Polen“, ergänzte bbf-Geschäftsführerin Gramatiki Satslidis.

Text: Dipl.-Ing. (FH) Silvio Schade

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